Bild: Frühmorgens in Florenze am Arno (Fotografie, 1989)



1. Lebenswege

So weit ich zurückdenken kann, habe ich immer Kunst gemacht oder machen wollen. Möglicherweise fing alles damit an, dass ich aus der Backstube meines Vaters Brotteig stibitzte und nicht nur Eulen daraus formte. Backen wollte mein Vater diese Werke nicht – zu ungewiss war ihm wohl der Ausgang. Trotzdem versuchte ich immer wieder, aus und mit den Dingen etwas zu machen.

Doch was auch immer ich aus den Dingen machte, aus mir sollte nach der Schule „etwas Anständiges“ werden. Zwar wurde ich, doch daraus wurde nichts. Denn nach einer Handwerkslehre entdeckte ich bald, was mir fehlte und was es noch zu entdecken gab. Und so machte ich mich auf einen langen und oft steinigen ‚Zweiten Bildungsweg’. Und nebenbei und immer wieder machte ich auch Kunst.

Als ich einige Jahre später mein Lehramtsstudium aufnahm, war es mir selbst­verständlich, dass ich auch das Fach Kunst studieren würde. Zwar erhielt ich dort wichtige Anstöße, auf die ich noch heute zurückgreife, doch aus meiner Studienzeit haben sich nur wenige Arbeiten in die Gegenwart retten können.
Dann ernannte man mich zum ‚Lehrer’ und als solcher unterrichtete ich viele Jahre auch das Fach Kunst, aber dass ich nebenher und immer wieder auch Kunst machte, hat damit nur wenig zu tun. Doch auch in diesem Beruf fand ich weder mich wieder noch was mir fehlte und so machte ich mich erneut auf den Weg und studierte nebenberuflich (mal mehr, mal weniger erfolgreich) Philosophie, Soziologie und Geschichtswissenschaft.
Dem alltäglichen Denken scheinen diese Wissenschaften dem Kunst-machen fern zu stehen, doch jedwede Bildung ist ernstgenommen immer auch Formfindung und so hat dieser Weg nicht nur mich geformt, sondern auch mein Kunst-machen verändert.


In den langen Jahren meines Lehrerdaseins habe ich zwar stets künstlerisch gearbeitet, aber kaum Zeit gefunden, meine Arbeiten auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nur einmal präsentierte ich eine Auswahl meiner Arbeiten in einer kleinen Ausstellung („Bildlichkeiten“, Hagen 1998). Der Prozess des Machens/des Gestaltens war und ist mir auch heute noch stets wichtiger als der Akt des Zeigens.

Doch seit der Versetzung in den Ruhestand (2015) kann ich mich nicht nur intensiver meiner Kunst, sondern auch ihrer Präsentation in der Öffentlichkeit widmen. Mit dieser Homepage machte ich 2018 einen ersten und wichtigen Schritt, meine Arbeiten einer kunst-interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Sie ermöglicht mir, mein Arbeiten im Atelier und in einer Galerie meine Werke aus fünf Jahrzehnten künstlerischen Schaffens zu zeigen.

Zitat: Albert Camus über das Werk eines Menschen als langes Unterwegssein