Bild: "Dornenschloss" in der Toskana (Fotografie, 1989)




5. Vertraute Fremde?

So wie wir unsere Gedanken beim Schreiben oder Sprechen verfertigen,
so sollten sich auch
unsere Vorstellungen erst im Prozess der Wahrnehmung entwickeln.  
‚Eigensinn’ kann doch nur heißen, sich auf die eigenen Sinne zu besinnen.

Bild: Kapetanios Michalis tanzt Rembetiko (Kohlezeichnung, 1978)
Bild: Kapetanios Michalis tanzt Rembetiko (Kohlezeichnung, 1978 )
Bild: Kapetanios Michalis tanzt Rembetiko (Kohlezeichnung, 1978)

„Man sieht nur, was man weiß“  ?  
– Ach was, wir glauben doch meist nur zu wissen und was wissen wir schon, wir die Fremden?
Der Reisende sieht auch in der Annäherung die Fremde lange aus der Distanz und erkennt so ihr und mit zunehmender Nähe sein Anderssein. Denn in der Fremde ist der Reisende der Fremde, der Andere.
Reisen bedeutet ein Fremder zu werden. Fern der eigenen Heimat ist man nicht in der Fremde, sondern man ist der Fremde, der hereinkommt, der sich nicht zurechtfindet, der sich meist seltsam und oft völlig daneben benimmt.
Das Eigene der ‚Fremde‘ enthüllt sich dem Fremden erst nach und nach im Vertraut-werden.
Dieses Vertraut-werden ist ent-fremdend.
Dagegen verfremdet das Entdecken vermeintlich vertrauter Bilder die Fremde.

Zitat: Arnold Esch über das schlechte Sehen der Vielwissenden
Zitat: Walter Eder über das bewusste Erfahren der Fremde.
Zitat: Claude Lévi Strauss über die verfälschten Erinnerungen der modernen Marco Polos.
Zitat: Rolf-Joachim Heger meint, wer nur nach möglichen Motiven Ausschau hält, kann die Fremde nicht mehr erfahren.