Als ‚Gegenstand‘ können wir all das bezeichnen, was uns gegenübersteht, was uns ent-gegen-steht und auch widersteht – also ein Etwas, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen und können.
Zu diesen Gegenständen können wir zunächst einmal alle materiellen Dinge zählen. Weil wir Menschen und all die anderen Lebewesen eine materielle Natur (unseren Körper) haben, können wir auch uns und sie zu diesen materiellen Dingen zählen. Für das Entstehen einer Zeichnung ist es z.B. gleichgültig, ob das Motiv ein geliebter Mitmensch, eine Ratte, ein Baum oder ein Kopfkissen ist.
Wir haben nicht nur einen Körper, sondern wir sind auch Leib und unsere leiblichen und seelischen Zustände sind Teil unserer Wirklichkeit. Wir erfahren ihre Wirksamkeit mitunter derart schmerzhaft, dass wir nicht umhinkommen, uns mit ihnen auseinanderzusetzen.
Als nicht minder wirksam erfahren wir aber auch die Inhalte und Ideen unserer Gedanken (nicht nur der eigenen). Ihre Wirksamkeit ist so groß, dass sie unser Handeln, unsere Gefühle, ja unser gesamtes In-der-Welt-sein beeinflussen und bestimmen.
Diese Gegenstände sind die Inhalte unseres Lebens und deshalb können und müssen wir uns immer wieder handelnd und denkend mit ihnen auseinandersetzen und so können und – wie ich meine – müssen sie auch Gegenstand der Kunst sein. Es gibt für uns auch in der Kunst unzählige Wege und Möglichkeiten sich mit ihnen auseinanderzusetzen, die bildende Kunst jedoch kann über sie nur in der Sprache der Sichtbarkeit sprechen.
Doch was will eine Kunst, die in diesem Sinne nicht gegenständlich sein möchte, zum Inhalt haben? Sie könnte nur noch sie selbst sein. Ohne Verweis auf irgendetwas in dieser Welt sind ihre Werke nichts anderes als sie selbst und werden so zu bloßen Dingen. Diese Dinge können zwar nun – wie alle anderen Kunstwerke auch – für jene, die sich mit ihnen auseinandersetzen wollen, zum Gegenstand werden, doch die Werke einer Kunst, die nichts zu sagen hat oder nichts sagen will, sind inhaltsleere Flächen, in die jeder hineininterpretieren kann, was ihm grad so einfällt oder wie es ihm gefällt. Der Betrachter findet zwar etwas vor, was ihm entgegensteht und mit dem er sich verstehend auseinandersetzen möchte, doch dieses Etwas ist nichts-sagend, verweist ihn auf sich selbst zurück und so ist er nur noch mit sich selbst beschäftigt. Er wird so in eine Rolle gedrängt, in der diese Kunst bereits ist. Ohne Gegenstand, ohne Bezug zur wahrnehmbaren und erfahrbaren Wirklichkeit ist Kunst nur mit sich selbst beschäftigt. Wenn Kunst sich nicht mit jener Wirklichkeit, die nicht sie selbst ist, auseinandersetzt, nicht auf Wirklichkeit bezogen ist, redet sie nur mit sich und über sich – was letztlich zu Monologen und sehr viel inhaltsleerem Geschwätz führen muss.