Das Liniennetz meiner Zeichnung ist potenziell endlos, lediglich dies begrenzte Blatt Papier lässt diese eine Zeichnung entstehen.
Dieses Zeichenblatt zeigt nur eine Verdichtung, nur einen Ausschnitt der unendlichen Sichtbarkeit.
Auf jedem neuen Blatt kann sich das Netz wieder verdichten und jedes neue Zeichenblatt zeigt erneut meinen Standort in der Welt.
Wir können das Wirkliche unserer Welt nur erfahren, wenn wir es in seinem Vernetzt-sein erkennen, wir also das Sein der Welt als ein Zusammenhängendes erkennen können. Das rein Singuläre, das Unzusammenhängende ist uns nicht erkennbar. Wir können es nicht einordnen, nicht zuordnen, nicht vergleichen und nicht bewerten – es ist uns un-wirklich. Auch verliert diese Welt für uns ihren Sinn, wenn sich ihre Verknüpfungen auflösen und wir unseren Halt in ihr verlieren.
Die Grenzen meiner Sprache sind nicht die Grenzen meiner Welt. Die Begrenztheit meiner Sprache überschreitet meine Hand spielerisch und spielend mit einem Stift - und schier endlos – wäre da nicht die Endlichkeit der Zeichenfläche.
Bedarf unser In-der-Welt-sein nicht immer wieder einer erneuten Aneignung dieser Welt oder doch einer ständigen Auseinandersetzung mit ihr?
Müssen wir unsere Welt, zwar nicht vollständig, aber als Einheit und Sinnganzes, immer wieder verlieren und wieder-finden um wahrhaft in ihr sein zu können?
Wenn sie und unser Sein in ihr uns fragwürdig wird, müssen wir sie wieder neu befragen, um Sinn für uns in ihr zu finden. So ist jegliches Welt-haben ein Prozess aus Verlust und Aneignung.
Doch können wir unsere Welt überhaupt ‚haben‘ (im Sinne von ‚besitzen‘)?
Ist es nicht eher so, dass wir nur Mensch sind, weil wir Teil einer Welt sind?
Was wären wir denn ohne Welt?
Können wir uns Welt-los denken?