Oder der Zufall greift direkt, fast störend in die Arbeit des Künstlers ein. In jedem Gestaltungsprozess kann es Momente geben, können Ereignisse eintreten, in denen sich meist aus dem Eigensinn des Materials heraus unbeabsichtigte und unvorhergesehene Wirkungen und Zusammenhänge ergeben.
Die Offenheit des Künstlers entscheidet dann darüber, wie fruchtbar solche Zufälle sein können. Er kann sie verwerfen und überarbeiten oder aufgreifen und wertend ausgestalten.Also, ob nun der Zufall der Arbeit des Künstlers vorausgeht und sie geradezu verursacht oder ob er in die Arbeit des Künstlers störend eingreift, der Künstler entscheidet, ob er sich dem Zufälligen / dem Zufallenden öffnet oder verschließt.
Es mag sein, dass in früheren Zeiten die Kunst des Künstlers darin bestand, dem Zufall im Gestaltungsprozess keinen Raum zu lassen. Und wenn er sich doch einschlich, versuchten die Künstler ihn ungeschehen zu machen oder seine Spuren zu verwischen.
Wäre es tatsächlich möglich, dem Zufall den Zutritt zur Kunst zu verweigern, ihn also vom Gestaltungsprozess auszuschließen, dann müsste es entsprechend begabten und befähigten Menschen gelingen, ein Kunstwerk auch mehrfach zu produzieren. Aber dann wäre es kein Werk sondern ein Produkt.
Und diese Nichtausschließbarkeit des Zufalls gilt auch für die künstlerischen Reproduktionstechniken – wie z. B. die Radierung. Sicherlich war Rembrandt einer der größten Meister dieser Kunst und doch sind uns Zustandsdrucke seiner Arbeiten erhalten. Er kannte also auch die gespannte Erwartung, die uns vor dem Aufdecken eines Drucks erfüllt. Was der jeweilige Handabzug zeigen würde, war auch von ihm nicht vorhersehbar und nicht alles was er zu sehen bekam, hatte er so gewollt. Also ist auch der größte Meister vor den Überraschungen des Zufalls nicht sicher.
Dieses Bild zeigt einen Ausschnitt meines Gemäldes "Tauet Himmel..." und lässt deutlich erkennen, wie sehr Gestalten und Zufall im Prozess der Bildwerdung zusammenwirkten.